10. Oktober – World Mental Health Day. Ein Tag, der uns daran erinnert, dass mentale Gesundheit kein Luxus ist. Und erst recht kein HR-Projekt zwischen Yoga-Session und Obstkorb.
Mentale Gesundheit ist eine gemeinsame Aufgabe – im Dreieck: Organisation, Führung, Mitarbeitende.
Wir wissen längst, was Menschen im Job krank macht: Überlastung, fehlende Klarheit, ständige Erreichbarkeit, mangelnde Wertschätzung. Und wir wissen, was das kostet: Milliarden an Produktivitätsverlust und Fehlzeiten jedes Jahr.
Trotzdem behandeln viele Unternehmen mentale Gesundheit noch immer wie eine freundliche Ergänzung. Doch Mental Health ist kein Add-on – sie ist systemrelevant.
Drei Ebenen, ein System
Mental Health ist nicht alleine die Aufgabe einer Person oder Institution, sondern die gemeinsame Verantwortung der Unternehmen, Führungspersonen und der Mitarbeitenden selbst.
1. Organisationen
Organisationen müssen Rahmenbedingungen schaffen, die gesundes Arbeiten ermöglichen: realistische Ziele, klare Strukturen, Ressourcen und psychologische Sicherheit. Strukturen, die Stabilität schaffen, ohne Starrheit.
2. Führungskräfte
Führung gestaltet Kultur. Wer führt, ist Vorbild im Umgang mit Belastung, Vertrauen und Offenheit. Mentale Gesundheit beginnt nicht bei der HR-Abteilung, sondern im Meeting, im Feedbackgespräch, in der Haltung.
3. Mitarbeitende
Auch Mitarbeitende tragen Verantwortung: für die eigenen Grenzen, für Selbstfürsorge und dafür, Themen anzusprechen statt sie auszuhalten. Mental Health ist kein Zustand, sondern ein Prozess gemeinsamer Achtsamkeit.
Wenn nur eine Ecke des Systems fehlt, kippt das Gleichgewicht.
Zahlen, die wachrütteln
- Schlechte mentale Gesundheit verursacht enorme Kosten durch Fehlzeiten und Produktivitätsverluste.
- Psychische Belastungen gehören in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit.
- Einzelmaßnahmen wirken selten nachhaltig – systemische Ansätze über alle Ebenen hinweg dagegen schon.
Mentale Gesundheit entsteht im Zusammenspiel von Eigenverantwortung, Beziehungsgestaltung und Führungsverantwortung. Das zeigen Forschung und Praxis deutlich.
Psychologische Sicherheit als Schlüssel
In unserem Buch Mentale Teamgesundheit beschreiben Prof. Dr. Sandra Niedermeier, Svenja König und ich, wie entscheidend psychologische Sicherheit für gesunde Teams ist. Sie entsteht, wenn Menschen darauf vertrauen können, ihre Gedanken, Sorgen oder Fehler zu äußern – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.

Mentale Teamgesundheit: Teams stärken für gemeinsamen unternehmerischen Erfolg – Katrin Winkler, Sandra Niedermeier, Svenja König – ISBN: 978-3-791-06154-2
Psychologische Sicherheit verbindet die drei Ebenen des Systems:
- Organisationen schaffen Strukturen, die Offenheit ermöglichen, statt zu bestrafen.
- Führungskräfte leben Vertrauen und zeigen durch ihr Verhalten, dass Kritik willkommen ist.
- Mitarbeitende bringen sich aktiv ein und übernehmen Verantwortung für die Teamdynamik.
Nur wenn alle drei Perspektiven zusammenspielen, entsteht ein Klima, in dem mentale Gesundheit wachsen kann. So wird Mental Health zu einem echten Bestandteil der Organisationskultur – nicht zu einer Einzelmaßnahme im Gesundheitsprogramm.
Verantwortung statt Schuld
Wir alle sind Teil dieses Systems. Keiner ist perfekt. Aber es ist Zeit, bewusster miteinander umzugehen: achtsamer mit uns selbst und mit anderen. Mental Health beginnt mit Haltung – nicht mit Kampagnen.
Es geht nicht darum, Schuld zu verteilen, sondern Verantwortung zu teilen. Denn nur dort, wo Leistung und Menschlichkeit zusammen gedacht werden, entsteht eine Arbeitswelt, die gesund bleiben kann.
Weiterbildung: Business Coaching an der Kempten Business School
Wer tiefer verstehen möchte, wie mentale Gesundheit, Führung und Coaching zusammenhängen, findet in der Business Coaching-Ausbildung der Kempten Business School den idealen Rahmen.
Hier entwickeln Teilnehmende fundierte Coaching-Kompetenzen – wissenschaftlich basiert, praxisnah und mit Fokus auf die psychologische Dimension moderner Führung.
Im Modul „Mentale Teamgesundheit in der hybriden Arbeitswelt“ lernen Führungskräfte, HR-Professionals und Coaches, wie psychologische Sicherheit und gesunde Kommunikation in Teams aufgebaut werden können – genau jene Faktoren, die nachhaltige Mental Health im Arbeitskontext fördern.
