Ist Dankbarkeit uncool geworden? In Gesprächen mit Mitarbeitenden, Führungskräften oder Kolleg:innen begegnet mir häufig eine Haltung, die sich so oder ähnlich zusammenfassen lässt:
⚠️ „Eine Gehaltserhöhung steht mir zu.“
⚠️ „Mehr Urlaub – steht mir zu.“
⚠️ „Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Kaffee, Weiterbildung – steht mir zu.“
Und natürlich: Diese Dinge sind in vielen Arbeitskontexten inzwischen Standard oder Teil der Vereinbarung. Dennoch frage ich mich oft:
Wo ist sie geblieben – die Dankbarkeit?
Ich erlebe nur selten Aussagen wie:
🤝 „Ich bin dankbar für meinen Arbeitsplatz.“
🤝 „Ich schätze das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.“
🤝 „Ich bin dankbar für die Möglichkeit, Neues zu lernen, im Homeoffice zu arbeiten,
🤝 Teil eines guten Teams zu sein.“
Dankbarkeit ist kein Nice-to-have – sie ist ein Erfolgsfaktor
Psychologisch gesehen ist Dankbarkeit mehr als ein höfliches „Danke“. Sie ist eine innere Haltung – und sie wirkt.
Was Studien zeigen: Dankbarkeit…
- ... stärkt das persönliche Wohlbefinden.
Menschen, die regelmäßig Dankbarkeit empfinden und ausdrücken, berichten von besserem Schlaf, mehr Energie und weniger Stress (Emmons & McCullough, 2003). - ... schützt vor Burnout.
In einer Studie mit psychosozialen Fachkräften zeigte sich, dass Dankbarkeit signifikant mit geringeren Burnout-Werten und höherer Arbeitszufriedenheit korreliert (Lanham et al., 2012). - … verbessert soziale Beziehungen im Team.
Dankbare Menschen werden als großzügiger, hilfsbereiter und vertrauenswürdiger wahrgenommen (Algoe, 2012). In Teams fördert das eine Kultur des Miteinanders. - ... erhöht die Leistungsbereitschaft.
Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen und selbst Dankbarkeit zeigen, zeigen mehr Engagement und Zufriedenheit mit ihrer Arbeit (Waters, 2012).
Anspruchsmentalität macht auf Dauer unzufrieden
Natürlich sollen Mitarbeitende ihre Rechte kennen und faire Arbeitsbedingungen einfordern. Problematisch wird es, wenn sich daraus ein dauerhaftes „Ich bekomme zu wenig“-Narrativ entwickelt. Wer stets schaut, was noch fehlt, verliert leicht aus dem Blick, was bereits da ist.
Und das führt zu einem gefährlichen Kreislauf:
🌀 Hohe Erwartungen – wenig Dankbarkeit – steigende Unzufriedenheit – sinkendes Engagement.
Perspektivwechsel statt Mangeldenken
Was wäre, wenn wir – statt uns täglich zu fragen „Was fehlt mir?“ – auch mal fragen:
🤝 „Was ist schon da?“
🤝 „Wofür bin ich heute dankbar – trotz aller Herausforderungen?“
🤝 „Was hat mich heute berührt, überrascht oder unterstützt?“
Dieser Wechsel der Perspektive verändert nicht nur unser Mindset, sondern auch unsere Wirkung auf andere. Dankbarkeit ist ansteckend – sie schafft Verbindung, Sinn und Motivation.
Lasst uns den Blick mehr auf das richten, was wir haben anstatt auf die Defizite.