Prof. Dr. Dirk Jacob ist Vizepräsident für Lehre und Weiterbildung an der Hochschule Kempten und kennt den Weg vom technischen Experten zur Führungskraft aus eigener Erfahrung. Im Gespräch reflektiert er offen, warum viele Ingenieurinnen und Ingenieure beim Übergang in Führungsverantwortung scheitern – und was stattdessen notwendig wäre.
🎙️ „Der Elefant im Porzellanladen“ – was steckt dahinter?
Dirk: Das Bild zeigt ein typisches Szenario: Ingenieure starten mit einem starken technischen Fokus. Sie denken in Daten, Prozessen und Fakten. Ihre fachliche Kompetenz sorgt dafür, dass sie befördert werden und schließlich in einer Führungsposition landen. Und hier scheitern viele von ihnen, weil fachliche Expertise für eine Führungskraft einfach nicht ausreicht. Ihre Teams scheitern, weil sie zwar vom besten Ingenieur angeführt werden, der aber überhaupt keine Führungskompetenz hat. Um als Chef erfolgreich zu sein, darf man die Bedeutung von Soft Skills wie Empathie, Konfliktfähigkeit und psychologischem Know-how nicht unterschätzen. Fehlende emotionale Intelligenz führt unweigerlich zu Spannungen, Missverständnissen und letztlich zum Scheitern des Teams. Deshalb ist Psychologie für Führungsaufgaben unverzichtbar.
🎙️Welche Aha‑Erlebnisse hattest Du auf Deinem Weg zur Führung?
Dirk: Ein prägender Moment war der Übergang in meine eigene erste Führungsaufgabe als Teamleitung: Ich habe schnell gemerkt, dass technische Kompetenz alleine einfach nicht mehr reicht. Ich habe am eigenen Leib gemerkt, dass es nicht reicht, der beste Ingenieur zu sein, weil man als Chef einfach ganz andere Fähigkeiten braucht. Ich musste lernen, zwischenmenschliche Prozesse zu verstehen, Konflikte zu erkennen und Dynamiken im Team zu steuern, um empathisch zu führen. Für mich war diese Erkenntnis der Schlüssel: Echtes Leadership entsteht durch das Zusammenspiel von Technik-Expertise und psychologischem Verständnis.
🎙️Was ist Dein Rat an Ingenieurinnen und Ingenieuren, die heute in Richtung Führung denken?
Dirk: Mein Rat lautet klar: Schaut frühzeitig über den Tellerrand. Wer Führungsambitionen hat, sollte frühzeitig auch an diesen Skills arbeiten. Bei Führung geht es nicht um Technik, sondern um Menschen und Teams. Nehmt eure Soft Skills ernst, sie sind ein strategischer Vorteil, kein Luxus. Investiert gezielt in Weiterbildung wie beispielsweise der berufsbegleitende Master Wirtschaftspsychologie unserer Kempten Business School, der einen Fokus auf Führung und Kommunikation legt.
Wartet nicht, bis Konflikte entstehen oder ihr plötzlich ein Team führen müsst. Führung ist lernbar, Reflexion ist essenziell. Seminare, Austausch mit erfahrenen Führungskräften oder Coaching sind hervorragende Einstiegspunkte. So baut ihr eine authentische, wirkungsstarke Führungspersönlichkeit auf. Auch unser MBA International Business Management and Leadership bereitet auf weiterführende Führungsaufgaben gezielt vor.