Rechts ein Foto von Prof. Dr. Katrin Winkler in einem türkisen Oberteil, sie schaut leicht lächelnd geradeaus in die Kamera. Links ein Zitat: "Es ist Zeit, dass Leistung wieder Fraude macht, frei von Rechtfertigung, schlechtem Gewissen und Tabu" Neue Leistungskultur

Ist Leistung das neue Tabu in unserer Arbeitswelt?

Aus meiner Sicht ist Leistung schon fast zum Tabu geworden. Wer sie einfordert, gilt schnell als altmodisch oder rücksichtslos. Doch ohne Leistung ganz gleich, ob im Unternehmen, in der Wissenschaft oder in der Gesellschaft, entwickeln wir uns nicht weiter. Wir brauchen wieder mehr Mut, über Leistung zu sprechen. Aber nicht im Sinne von Leistungsdruck, sondern von Leistungsfreude.

Warum wir über Leistung sprechen müssen

Warum mich das Thema gerade jetzt beschäftigt? Inspiriert hat mich der neue Nestlé CEO Philipp Navratil, der offen gesagt hat, er wolle „Leistung wieder sichtbar belohnen“ und sich von einer „Wohlfühlkultur“ verabschieden.

Diese Aussage polarisiert, aber sie trifft einen Nerv. Denn viele Unternehmen haben sich in den letzten Jahren so sehr auf das „Wie geht’s euch?“ konzentriert, dass sie das „Was leisten wir eigentlich?“ aus den Augen verloren haben.

Beides gehört zusammen. Ohne Leistungsorientierung keine Innovation, ohne Menschlichkeit keine Nachhaltigkeit.

Leistung: Druck oder Freude?

Forschung zeigt, dass Leistungserwartungen zwei Seiten haben.

🌞 Die helle Seite: Wenn Erwartungen mit Sinn, Anerkennung und Unterstützung verbunden sind, wirken sie anspornend. Sie fördern Motivation, Kreativität und Stolz. Menschen wachsen über sich hinaus.

🌑 Die dunkle Seite: Wenn Erwartungen dagegen unklar, überfordernd oder angstgetrieben sind, verwandeln sie sich in Druck. Dann entsteht Stress, Zynismus und am Ende oft Erschöpfung.

Das bedeutet: Nicht die Leistung an sich ist das Problem, sondern der Kontext, in dem sie entsteht.

Zeit für eine neue Leistungskultur

Leistung darf kein Synonym für Härte oder Selbstausbeutung sein. Aber sie ist auch kein Schimpfwort. Leistung zu tabuisieren bringt uns nicht weiter!

Wir brauchen eine Kultur, in der Leistung wieder Freude machen darf,
weil sie gesehen, gefördert und gefeiert wird. Eine Kultur, in der Menschen nicht trotz, sondern wegen ihrer Ambition gesund bleiben.

Leistung und Erfolg sind für mich persönlich sehr starke motivationale Treiber. Ja, es kann passieren, dass man sich manchmal zu sehr stretcht und lernen muss, die Balance wiederzufinden. Aber dass der Begriff Leistung heute fast schon negativ klingt und man sich dafür entschuldigen muss, irritiert mich zunehmend.

Ich bin überzeugt, dass wir wieder lernen müssen, Leistung positiv zu denken als Energiequelle, nicht als Belastung.