Eines der schwierigsten Themen in der Führung ist der Spagat zwischen Loyalität und Haltung. „Was mache ich, wenn ich eine Entscheidung des Top Managements umsetzen muss, die ich persönlich nicht für sinnvoll halte?“
Das ist eine der häufigsten Fragen, die mir Führungskräfte stellen. Ich war auch selbst schon oft in der gleichen Situation. Und ehrlich gesagt: Niemand wird in seiner Führungsrolle immer mit jeder Entscheidung des Top Managements einverstanden sein. Das gehört dazu.
Führung heißt, auch dann Verantwortung zu übernehmen, wenn man selbst lieber anders entschieden hätte.
👉 Heulen hilft nicht.
Natürlich ist es wichtig, dass Führungskräfte Ihre Bedenken äußern und Risiken und Alternativen offen kommunizieren. Dass die Führungskraft kritisch hinterfragt, den Diskurs sucht und für die eigenen Argumente gegenüber dem Top Management einsteht.
Aber wenn die Entscheidung gefallen ist, aus welchen Gründen auch immer, dann ist es die Aufgabe der Führungskraft, sie professionell umzusetzen. Nicht halbherzig. Nicht mit innerer Distanz. Sondern klar, loyal und mit Haltung.
Wie gelingt das, ohne die eigene Authentizität zu verlieren?
1️⃣ Akzeptieren statt innerlich rebellieren.
Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird sie zur Realität. Wer sich weiterhin innerlich dagegenstemmt, verliert Energie und Glaubwürdigkeit.
2️⃣ Trennen zwischen Meinung und Rolle.
Die eigene persönliche Sicht auf die Dinge darf bestehen bleiben. Die Rolle als Führungskraft verlangt jedoch, dass die Entscheidung des Top Managements trotzdem vertreten wird. Das ist kein Widerspruch, sondern professionelle Reife.
3️⃣ Ehrlich kommunizieren, aber lösungsorientiert.
Als Führungskraft kann man dem Team gegenüber sagen: „Ich war anfangs skeptisch, aber jetzt liegt es an uns, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.“ Damit bleibt man authentisch und führt gleichzeitig vorbildlich und im Sinne des Ergebnisses.
4️⃣ Für die Umsetzungskraft im Team sorgen.
Teams spüren sofort, ob ihre Führungskraft überzeugt ist. Wenn die Führungskraft selbst zweifelt, zweifelt das Team mit. Als Führungskraft muss man hinter der getroffenen Entscheidung stehen und sofort in den Umsetzungsmodus übergehen. Wenn eine Entscheidung getroffen ist, ist sie getroffen. Wichtig ist es, den Blick nach vorn zu richten und die konkrete Umsetzung in den Fokus zu nehmen.
5️⃣ Im Nachgang reflektieren.
Nicht jede Management-Entscheidung ist richtig. Die eigenen Führungsentscheidungen sind auch nicht immer richtig. Aber jede Entscheidung bietet Lernpotenzial. Als Führungskraft zu analysieren, was funktioniert hat und was nicht stärkt die eigene strategische Urteilskraft. Und oftmals hatte das Top Management vielleicht noch andere Informationen…
Haltung zeigt sich, wenn es unbequem wird
Führung bedeutet nicht blinde Loyalität, sondern gerade dann Haltung zu zeigen, wenn man es nicht ist.
